Kritische Evaluation des Glücksspiel-Surveys 2021

02. Oktober 2023

Der „Glücksspiel-Survey 2021“ des ISD Hamburg und der Universität Bremen ist als wissenschaftliche Grundlage für die politische Diskussion über problematisches Glücksspiel ungeeignet.

Berlin. Der „Glücksspiel-Survey 2021“ des ISD Hamburg und der Universität Bremen ist als wissenschaftliche Grundlage für die politische Diskussion über problematisches Glücksspiel ungeeignet. Zu diesem Ergebnis kommt ein wissenschaftliches Gutachten der Statistikerin Katharina Schüller mit wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Ralf Münnich (Universität Trier). Das Gutachten und eine Zusammenfassung der Auftraggeber liegen bei.

Durch schwere methodische Fehler überschätzt der Survey die Zahl der Menschen mit Glücksspielproblemen höchstwahrscheinlich erheblich. Nach Schüllers Ausführungen bietet der „Glücksspiel-Survey 2021“ der Autoren Sven Buth, Gerhard Meyer und Jens Kalke keine Basis für die Weiterentwicklung der Glücksspielregulierung.

Das Gutachten wurde im Auftrag der privaten Glücksspielverbände in Deutschland erstellt. Katharina Schüller ist Geschäftsführerin der STAT-UP Statistical Consulting & Data Science GmbH in München und Vorstandsmitglied der Deutschen Statistischen Gesellschaft, deren Vorsitzender Prof. Dr. Münnich ist.

Schüller benennt und begründet eine Vielzahl von methodischen Mängeln im Glückspiel-Survey 2021. Dazu gehören:

  • Keine Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung: Der Mix aus Telefon- und Online-Befragung mit einer sehr hohen Quote von Antwortverweigerern führt zu einer schlechten Datenqualität, sodass die Repräsentativität des Surveys für die Gesamtbevölkerung nicht gegeben ist. Daher kommt es höchstwahrscheinlich zu einer deutlichen Überschätzung der Zahl der Problemspieler in Deutschland.
  • Mangelhafte Datenerhebung und -auswertung: Bei der Datenerhebung und -auswertung sind den Autoren gewichtige handwerkliche Fehler unterlaufen.
  • Keine Aussagekraft über die Entwicklung problematischen Spiels: Das Untersuchungsdesign des Surveys führt nur zu einer Momentaufnahme durch die keine Entwicklungen im Zeitverlauf dargestellt werden können.
  • Mangelnde wissenschaftliche Transparenz: Bezüglich der Datenerhebung, der genutzten Fragebögen und Auswertungsmethoden bleibt der Survey intransparent. Die Autoren verletzen damit nach den Ausführungen der Gutachterin die Grundsätze guter Wissenschaft. Es erfolgte kein Peer-Review durch unabhängige Wissenschaftskollegen zur Begutachtung der Qualität der Erhebung, wie es allgemein wissenschaftlich üblich ist.

Statistiker erkennen die zahlreichen methodischen Mängel recht schnell. Den meisten Lesern vermittelt der Survey durch falsche Eindeutigkeit jedoch ein irreführendes Bild. Im guten Glauben an die methodische Sorgfalt der Survey-Autoren werden sie durch fehlerhafte wissenschaftliche Arbeit in die Irre geführt.

Katharina Schüller zeigt wissenschaftlich saubere Wege auf, wie zukünftige Erhebungen zur Glücksspielprävalenz und zu problematischem Glücksspiel methodisch aufgebaut werden sollten. Prof. Münnich und sie werden auf Basis dieses Gutachtens demnächst eine wissenschaftliche Arbeit über evidenzbasierte Politik in einer peer-reviewten Publikation veröffentlichen und stehen selbstverständlich für einen öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs mit den Autoren des Glücksspiel-Surveys 2021 zur Verfügung.

In dieser für die Glücksspielregulierung wichtigen Frage benötigen wir eine fachlich korrekte Diskussionsgrundlage. Dafür ist die wissenschaftliche Kritik am „Glücksspiel-Survey 2021“ ein erster notwendiger Beitrag.

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